Naturverbunden
Die Natur ist für uns nicht nur Kulisse – sie ist Lehrerin, Lebensraum und Mitspielerin. In der Wurzelwerkstatt entdecken wir, wie eng alles miteinander verwoben ist: Pflanzen, Tiere, Böden – und wir Menschen mittendrin. Je tiefer wir schauen, desto mehr staunen wir. Wir lernen, dass echte Nachhaltigkeit nicht Verzicht heißt, sondern achtsames Gestalten mit dem, was da ist.
Denken in Kreisläufen
Wir begreifen unseren Garten als Teil eines größeren Ganzen. Deshalb gärtnern wir mit Rücksicht – und mit Vision: Wir verzichten auf chemische Mittel, fördern die Artenvielfalt und denken in Kreisläufen. Unser Ziel ist es, den Boden zu nähren statt ihn auszubeuten, Lebensräume zu schaffen statt sie zu versiegeln.
Wir kompostieren unsere Pflanzenreste und sehen, wie aus dem scheinbar Vertrockneten neues Leben entsteht. Wir sammeln Regenwasser, das später unsere Beete tränkt. Wir beobachten, wie sich der Boden verändert, wenn man ihn nicht auslaugt, sondern füttert. Alles hängt zusammen – und genau diese Zusammenhänge wollen wir verstehen, spüren und mitgestalten.
Kreislaufdenken bedeutet für uns auch, Verantwortung über den eigenen Garten hinaus zu übernehmen. Wenn wir den Boden schützen, schützen wir auch das Grundwasser. Wenn wir Lebensräume schaffen, geben wir Vögeln und Insekten ein Zuhause – und damit sichern wir Nahrungsketten, von denen letztlich auch wir abhängen.
Wir leben Permakultur
Als grobe Richtschnur für unsere Aktivitäten im und um den Garten dienen uns die Prinzipien der Permakultur. Sie steht für ein dauerhaftes, stabiles System des Gärtnerns, das Vielfalt fördert, Ressourcen schont und natürliche Abläufe nachahmt. Ziel ist ein Garten, der sich weitgehend selbst trägt und zugleich ein Lernort für Beobachtung, Verantwortung und Kreativität ist.
- Vielfalt statt Monokultur – durch Mischkulturen und eine Kombination von Nutz- und Blühpflanzen fördern wir Artenvielfalt und Widerstandskraft. Wir schaffen neben unseren Projekte Habitate für verschiedenste Insekten und Vögel und lassen der Natur an anderen Orten freien Lauf. So bleiben einige Ecken im Schulgarten bewusst unangetastet und wild.
- Kreisläufe statt Abfall – Kompost, Regenwassernutzung und der bewusste Umgang mit Ressourcen halten Nährstoffe im System. Wir mulchen mit Laub und Schafs- und Alpakawolle aus dem nächsten Umfeld der Schule und Düngen mit selbst angesetzter Jauche. Daneben setzen wir verschiedenste Upcycling Projekte um – ganz nach dem Motto „One man’s trash is another man’s treasure“.
- Langsame aber langfristige Lösungen – wir setzen auf Geduld, beobachten Entwicklungen und bauen Bodenfruchtbarkeit Schritt für Schritt auf. Was wir anlegen, ist auf Dauer ausgelegt – ob Insektenhotel oder Komposthaufen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen im Verlauf des Gartenjahres, dass nachhaltiges Wirtschaften und langfristige Planung eine ganz eigene Qualität haben – und erfahren einen direkten Konterpunkt zu ihrem durch die Schnelligkeit sozialer Medien geprägtem Leben.
- Beobachten, anpassen und genießen – der Garten wächst mit unseren Erfahrungen; wir dokumentieren, lernen und gestalten ihn immer wieder neu. Dabei begreifen wir uns als aktives Element im Garten – neben vielen anderen. Schließlich bietet diese grüne Oase auch uns einen Rückzugsort vom hektischen Schulbetrieb und Sozialstress auf dem Schulhof. Bereits heute ist der Schulgarten zu einer wichtigen Stütze im Alltag vieler Schülerinnen und Schüler und Kolleginnen und Kollegen geworden.
- Jedes Element erfüllt mehrere Funktionen – ein Rahmenbeet liefert nicht nur Gemüse, sondern schafft auch Lebensraum für Insekten, dient als Anschauungsobjekt im Unterricht und stärkt Teamarbeit beim Bauen und Pflegen. Unser Bauwagen ist Werkzeuglager, Treffpunkt, und Unterrichtsraum zugleich. Seine Solarpaneele speisen den Elektrozaun der Ziegen und seine Regenrinnen die angebrachten IBC Container. Der geplante Staketenzaun soll zu gleichen Teilen als Habitat, Rankgerüst und Schutz der Schülerinnen und Schüler vor der angrenzenden Straße dienen.
- Engagement über die Beetgrenzen hinaus – Einen Großteil unserer Ernte spenden wir über einen give-away Stand an die Nachbarschaft oder an einen Hauswirtschaftskurs der Christine-Brückner-Schule. Darüber hinaus wollen wir verschiedenste Projekte und Aktionen mit Kindergärten oder Seniorenheimen im Ort verwirklichen, Müllsammelaktionen in der Nachbarschaft planen und mit der Aktion „tief verwurzelt in Bad Emstal“ all jenen Danke sagen, die sich für die Gemeinde einsetzen. Somit fördern wir Gemeinschaft, Wertschätzung für Naturprodukte und gemeinschaftliches Handeln.
Mit diesen Leitlinien wird unser Schulgarten zum lebendigen Beispiel dafür, wie Naturpflege, Nachhaltigkeit und Bildung zusammenfließen können, wie Kontakt zwischen jung und alt und Experten und Novizen gelingen und eine Gemeinschaft über das Schulumfeld hinaus entstehen kann.

Schützen, was uns trägt
Wir erleben jeden Tag, dass Natur keine Einbahnstraße ist. Je mehr wir geben – Aufmerksamkeit, Pflege, Respekt – desto mehr bekommen wir zurück. Und genau das möchten wir bewahren. Denn was man liebt, das schützt man.
Naturschutz beginnt für uns nicht erst im großen politischen Raum, sondern direkt vor der eigenen Tür, mit den eigenen Händen. Jeder gesäte Samen, jedes gerettete Insekt, jedes bewusst gesetzte Zeichen macht einen Unterschied.
So wächst in unserem Garten nicht nur Gemüse – es wächst auch Verständnis, Verantwortung und Hoffnung. Hoffnung darauf, dass eine ökologische Zukunft möglich ist, wenn wir sie im Kleinen schon heute üben.





